Dekubitus vermeiden – Patienten schützen
Entlastung für Patienten und Pflegende durch innovative technische Lösungen
Die Pflege in Deutschland steht vor besonderen Herausforderungen, denn die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Um Pflegebedürftigen weiterhin eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Pflege zur Verfügung zu stellen, werden innovative Lösungen benötigt, z. B. im Bereich der Mensch-Technik-Interaktion. Diese Innovationen können in unterschiedlichen Bereichen – Alten-, Akut-, Intensiv- und Palliativpflege – dazu beitragen, die Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu erhalten. Pflegefachkräfte und pflegende Angehörige können entlastet und mehr Freiräume für zwischenmenschliche Zuwendung geschaffen werden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Entwicklung und Erforschung innovativer Pflegetechnologien und hat 2017 den neuen Cluster "Zukunft der Pflege" gestartet. Zu diesem Cluster gehören ein in Deutschland einmaliges Pflegeinnovationszentrum sowie Pflegepraxiszentren in Hannover, Freiburg, Nürnberg und Berlin, an denen neue Technologien im Alltag der Pflege eingesetzt und untersucht werden. Das PPZ-Hannover ist auf einer Station an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eingerichtet worden, um die Praxistauglichkeit innovativer Lösungen direkt im Pflegealltag zu überprüfen.
Anti Dekubitus Pflegebett: Die Entwicklung von Movacura
Zusammen mit der MHH und der Hochschule Hannover entwickelt Ergo-Tec als industrieller Partner ein Pflegebett weiter, mit dessen Konstruktion bereits in einem anderen, vom BMBF-geförderten Projekt, begonnen wurde: In diesem Projekt ging es darum, bei bettlägerigen Patienten die Bildung eines schmerzhaften Druckgeschwürs auf der Haut, zu verhindern. Als technische Lösungen zur Dekubitus-Prophylaxe soll das neue Pflegesystem druckbelastete Körperregionen bei Patienten erkennen und entlasten.
Für das PPZ-Hannover entwickelt Ergo-Tec sein Bettsystem "Movacura" mit einer intelligenten und adaptiven Matratze weiter. Die aktuelle Liegeposition des Patienten soll mit Hilfe von Sensoren erkannt und bei zu hohem Druck auf bestimmte Körperpatien entlastet werden. Nach Freigabe durch die Pflegenden soll die Veränderung der Liegeposition durch Aktoren umgesetzt werden. Diese sind, ebenso wie die Sensoren zur Erfassung des Druckes, direkt in die Matratze integriert. Informationen zur Druckverteilung und Lageveränderung sollen über ein Display am Bett angezeigt und automatisch in die Pflegedokumentation übernommen werden. Die Versorgungsqualität für nicht mobile Patienten gilt es auf diese Weise zu verbessern, kontinuierlich sicherzustellen und damit auch die Pflegefachkräfte zu entlasten.
Mit der Beteiligung von Ergo-Tec am PPZ-Hannover fließen die Erfahrungen aus der Praxis direkt in die Entwicklung des innovativen Systems mit ein.
Abb. oben links: Zweiter Demonstrator des Pflegebettes Movacura.
Abb. oben rechts: Durch die optimierte Form der Schaumstoffwürfel können die Sensoren im Inneren die Druckbelastung auf den Körper des Patienten noch besser messen.
Im vergangenen Jahr konnten sich die Pflegefachkräfte an der Medizinischen Hochschule Hannover einen ersten Eindruck vom Demonstrator des Anti Dekubitus Systems verschaffen. Bei der Präsentation des Demonsatrators in Hannover erhielten sie einen ersten Eindruck vom Stand des Projektes und wurden in die Benutzung des Systems eingeführt. Die Erfahrungen aus Praxis und Wissenschaft, die bei den folgenden Workshops und Präsentationen gesammelt werden konnten, haben als Basis für die weiteren Entwicklungsschritte des Pflegebettes gedient.
Zu diesen Schritten zählte die Verbesserung der Datenaufnahme durch die Sensoren. Sie wurde durch eine Änderung der Form der Schaumstoffwürfel erreicht. Darüber hinaus konnte die Zahl der beweglichen Schaumstoffwürfel auf der Liegefläche erhöht werden. Mit dieser Änderung wurde der Bereich auf der Liegefläche vergrößert, auf dem die Druckbelastung gemessen und verändert werden kann.
Das neue Bett hat weniger Gewicht. Es zeichnet sich durch eine kompakte Bauweise aus und benötigt weniger Platz als der erste Demonstrator. Das Pflegebett kann leichter bewegt und tief hinunter gefahren werden – bis auf 580 mm Höhe. Es weist Sicherheitsfunktionen eines normalen Krankenhausbettes auf (u.a. CPR-Funktion) und ist mit einem Display am Fußende ausgestattet. Mit ihm kann die Druckverteilung auf einer sogenannten "Heatmap" angezeigt werden. Zwei individuelle Handtaster als Bediensysteme für Pflegekraft und Patient komplettieren das System.
Abb. oben: Die Sensoren des Pflegebettes Movacura erkennen die Druckbelastung und übertragen die Daten auf ein Display am Fußende des Bettes. Nach Freigabe durch die Pflegefachkraft kann die neue Position durch die Aktoren im Inneren des Bettes angefahren werden.
Weblinks zum Thema:
Partner:
Medizinische Hochschule Hannover
Hochschule Hannover
Ergo-Tec GmbH
Förderprojekt:
Bundesministerium für Bildung und Forschung: Pflege durch Forschung erleichtern
BMBF-Bekanntmachung: "Zukunft der Pflege: Mensch-Technik-Interaktion für die Praxis"
BMBF-Pressemitteilung: "Meilenstein für die Zukunft der Pflege"
Projektträger:
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Projektträger für das Bundesministerium für Bildung und Forschung
Mensch-Technik-Interaktion; Demografischer Wandel